Individualpsychologie

Die Menschen waren schon immer auf der Suche nach Antworten auf Fragen wie die, die Sie rechts sehen können.
Die Individualpsychologie ist eine der Schulen, die uns unterstützt diese Antworten zu finden. Ihr erster Grundgedanke ist:
Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen,
ein soziales Wesen. Er hat keine andere Möglichkeit, sich zu entwickeln und zu leben als durch den Kontakt und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Es sind die Erziehung, die Fürsorge, die Vorbilder der anderen Menschen, die uns zu Menschen machen. Unser Erfolg, unser Glück und unsere Zufriedenheit hängen davon ab, wie gut wir mit anderen Menschen umgehen können. Wenn es uns gelingt in befriedigenden Beziehungen zu leben bei den drei großen Lebensaufgaben Arbeit, Liebe, und Gemeinschaft, dann führen wir ein erfülltes Leben. Haben wir einen guten Umgang mit uns selbst und leben spirituell, dann erweitern wir nochmals die Chance auf persönliche Erfüllung. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht gesunde soziale Beziehungen und das Gefühl, dass er ein nützlicher Teil seiner sozialen Gemeinschaft ist. Des Menschen tiefstes Bedürfnis ist, sich innerhalb einer klar definierten Gruppe akzeptiert zu fühlen. Dieses Gefühl wird Zugehörigkeitsgefühl genannt. Fühlt er sich zugehörig, erlebt er sich als gleichwertigen Partner, hat Selbstvertrauen und sein Streben richtet sich darauf, zum Wohle der Gemeinschaft beizutragen. Wenn er sich nicht akzeptiert, nicht zugehörig fühlt, hat er Schwierigkeiten sich konstruktiv einzubringen und seine Lebensaufgaben befriedigend zu lösen.

Der Mensch ist ein Entscheidungen treffendes Wesen,
du kannst dich entscheiden ins Kino zu gehen oder zu Hause zu bleiben. Du kannst dich entscheiden Freunde zu treffen oder allein wegzugehen. Du kannst dich entscheiden die Mundwinkel hängen zu lassen oder zu lächeln. Du kannst dich entscheiden auf das Störende zu schauen oder auf das Gelungene. Immer gilt: Das, was du willst wird sichtbar in dem, was du tust! - Wenn meine Taten Ausdruck meiner Entscheidungen sind, so trage ich auch für meine Handlungen die Verantwortung. In der Konsequenz bedeutet das: "Ich habe mich entschieden traurig zu sein, sonst wäre ich ja nicht traurig." Hier ist es nun wichtig zu wissen, dass jedem Gefühl ein Gedanke voraus geht.
Die Informationskette heißt: Denken-Fühlen-Handeln. Da dies ganz oft völlig unbemerkt und in Bruchteilen von Sekunden geschieht, bekommen wir es in der Regel nicht mit. Und trotzdem: Will ich mein Gefühl ändern, dann braucht es zuvor den passenden Gedanken und ich habe einen neuen Handlungsspielraum. Dies ist der Ausweg aus so mancher verfahrenen Lage. Gut erkannt, aber wie umgesetzt?
Der Mensch, ein zielorientiertes Wesen.
Das Verhalten kann als Bewegung betrachtet werden, an deren Ende das Ziel steht. Schaue was Du tust, dann weißt Du, wofür Du dich entschieden hast. Achtest du darauf, wo die Bewegung endet, dann kennst du das Ziel. Die Individualpsychologie unterscheidet in bewusste und unbewusste Ziele.
Ein weiterer wichtiger Gedanke:
Bei aller Bemühung zur Entwicklung gilt es auch immer im Hinterkopf zu behalten:
Der Mensch ist ein unvollkommenes Wesen
und sogar chronisch unvollkommen! Immer wieder gilt es sich selbst zu sagen: "Ich bin ein Mensch und unvollkommen, deswegen kann ich nicht alles wissen, mache Fehler und tue Dinge, die ich wohl besser nicht hätte tun sollen!"

Nun noch ein ganz kurzer Streifzug durch die Arbeitsweisen mit individualpsychologischen Erkenntnissen:
Erwachsene sind Kinder in alternder Haut und schauen durch das Raster der Erfahrungen, das sie sich in ihrer Kindheit gebildet haben und handeln danach. Bei der Frage "Wer bin ich?" und "Was kann ich?" haben wir uns in den ersten fünf bis sechs Kinderjahren unsere Meinung gebildet. Wir haben sie immer wieder überprüft und sind zu der Überzeugung gekommen, dass sie richtig sind. Für einen Jeden sind das keine subjektiven Wahrheiten, sondern sie sind objektiv gültig. Diese Meinungen und Überzeugungen werden Lebensstil genannt. Der Lebensstil übt einen großen Einfluss auf unser Leben aus, aber wir sind ihm nicht ausgeliefert. Wir können uns bemühen, diese in uns wirksamen psychischen Prozesse und Gesetzmäßigkeiten kennenzulernen. Dazu gibt es eine Vielzahl von Techniken und Methoden. Nur um drei zu nennen: die Persönlichkeitstheorie der vier Prioritäten, Bearbeitung von Kindheitserinnerungen und die private Logik aus der Familienkonstellation. Durch Ermutigung und Übung erhalten wir mehr Auswahl an Verhaltensmöglichkeiten und können so flexibler auf die verschiedenen Lebenssituationen reagieren.
Quelle: Theo Schoenaker „Mut tut gut“